Geschäftsführer Tristan Niewisch vor unserer Wärmepumpe (Foto: Jörg Kleine, Goslarsche Zeitung)

Erneuerbare Energien versus deutsche Bürokratie...

Auf dem Dach des Standortes in Goslar-Oker wäre Platz für eine große Photovoltaik-Anlage, dimensioniert weit über den Bedarf unseres Unternehmens hinaus. Naheliegende Idee: den überschüssigen Strom würden wir gerne an die Nachbarunternehmen abgeben. Doch das ist leider aufgrund bürokratischer Hürden derzeit nicht möglich.

Fast zeitglich mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben wir eine 60-KW-Wärmepumpe bestellt und installieren lassen. Diese heizt unser Firmengebäude ohne Gas und mit grünem Strom. Ökologisch ist das ein Gewinn, rein betriebswirtschaftlich weniger. Denn während der Energieverbrauch insgesamt um etwa 40 Prozent gesunken ist, sind die Energiekosten seither um etwa 60 Prozent gestiegen - aufgrund der hohen Strompreise.

Diese Bilanz deutlich zu verbessern ist das Ziel hinter der geplanten Installation einer Photovoltaikanlage mit 80 Kilowatt Leistung. Diese würde mehr Strom produzieren, als im Haus verbraucht wird. Im Sinne der Anstrengungen gegen die Klimakrise sowie des steigenden Bedarfs an erneuerbaren Energien ist das eigentlich eine hervorragende Sache, denn den überschüssigen Strom könnte das Unternehmen abgeben.

Die pdv-software GmbH hängt jedoch nicht am öffentlichen Netz, sondern an der zentralen Stromleitung des Metallurgie-Parks Oker. Es wäre einfach, den überschüssigen Solarstrom ganz praktisch ins Netz des gemeinsam genutzten Industriegeländes einzuspeisen. Dies aber ist nicht möglich, da in Deutschland Strom von Solaranlagen grundsätzliche ins öffentlich Netz geleitet werden muss. Somit können wir - allein aus rechtlichen Gründen - trotz aller Vorteile keinen Strom für die allgemeine Nutzung anderer Unternehmen produzieren, während die Politik gleichzeitig über Sinn und Kosten von gedeckeltem Industriestrom debattiert.

Zwar könnten wir mit einer PV-Anlage auch zum eigenständigen Energieversorger mutieren und den überschüssigen Strom zu freien Preisen verkaufen. Dann müsste pdv-software aber nach allen Regeln der Gesetze die Lasten übernehmen – u.a. Energiesteuern, Netzgebühren, Umlagen. Für eine Anlage mit 80 Kilowatt Leistung wäre dies zu aufwändig und nicht sinnvoll. Selbst das Laden von E-Autos mit diesem Strom ist in Deutschland rechtlich erschreckend kompliziert; denn sobald ein Mitarbeiter ein E-Fahrzeug mit bidirektionalen Akkus besitzt, die den gespeicherten Strom daheim wieder in das häusliche Stromnetz einspeisen könnten, müsste dies als geldwerter Vorteil versteuert werden ...

„Eigentlich brauchen wir in Deutschland kein Gas; für Alternativen sind Technik, Know-how und Wille vorhanden“, resümiert der Geschäftsführer Tristan Niewisch, "aber es gibt noch zu viele Hürden. Wir brauchen weniger Verbote, wir brauchen Möglichmacher!"


Ein ausführlicherer Artikel zu diesem Thema erschien in der Goslarschen Zeitung, Ausgabe vom 4. August 2023.

 

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